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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 13.01.2023


Rodika Rosenbaum - Nur niemals aufgeben. Die Geschichte einer jüdischen Familie
Sharon Adler

Das Buch überliefert die Geschichte der Familie Rosenbaum, ein Pseudonym, und überspannt den Zeitraum von 1896 - 1970. Sie beginnt in Rumänien und Ungarn und reicht bis in die Nachkriegszeit hinein, in der die Familie zunächst nach Israel auswanderte und später ausgerechnet nach Deutschland kam. Sie erzählt von…




…Entwurzelung, Einsamkeit, dem Scheitern und den Verlusten in schwierigen Zeiten, aber auch vom Gelingen und dem starken Willen, der eine Familie begleitete und aufrechterhielt: "Nur niemals aufgeben!"

Die vorliegende Erzählung befasst sich mit Verfolgung und Flucht. Sie ist in einer persönlichen Art gehalten und will den Lesern und Leserinnen ein Gefühl für das Leid der Menschen damals vermitteln. Neben den Ängsten, die die Protagonisten durchlebt haben, zeigt sie, wie sich Mut und Lebensklugheit unter schwierigen Lebensumständen entwickeln können. Sie beschreibt die Irrungen und Wirrungen der politischen Entwicklungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und wie sie menschliche Schicksale und Charaktere formten und prägten. Das alles vor dem Hintergrund ost-europäischer Geschichte, die in der westdeutschen Bevölkerung nur unzureichend bekannt ist, obwohl viele Menschen ihre Wurzeln dort haben.

Durch den Eisernen Vorhang rückte der "Osten" lange nicht ins westliche Bewusstsein. Somit ist dieses Buch für junge und ältere Leser und Leserinnen nicht nur als persönliche Erzählung interessant, sondern auch als ein Zeitdokument, das über die Besonderheiten der Geschichte Rumäniens und Ungarns während der Zeit des Nationalsozialismus aufklärt.

Der Wunsch der Autorin ist es, jüngeren Menschen das Wissen über das, was ein jüdisches Schicksal ausmachen kann, weiterzugeben, denn es braucht ein tieferes Verständnis, um dem wachsenden Antisemitismus der Gegenwart entgegenzutreten.

Auf einer persönlichen Ebene ist der Text ein Versuch aufzuarbeiten, was eigentlich nicht erklärbar ist:
Wie konnte es geschehen, dass Nichtjuden und Nichtjüdinnen es nahezu kommentar- und tatenlos hinnahmen, dass Grausamkeiten dieses Umfangs an den Juden begangen wurden?
Was sind die Konsequenzen für die Überlebenden und ihre Kinder?
Was bedeutet es für jeden Menschen, wenn er sich wegen seiner Herkunft anders fühlen muss als alle anderen?
Das Resümee der Autorin ist, dass neben einer lebenslangen Angst, jüdisch zu sein, auch ihr Urvertrauen erschüttert ist.

Zum Inhalt

Der Text basiert auf den Erzählungen der Mutter der Autorin und aus ihren eigenen Erinnerungen und wird von einem fiktiven Brief der Großmutter Zseni an ihre Nachkommen eingeleitet. Der Name Rosenbaum ist ein Pseudonym.

Der Aufbau gliedert sich in zwei Teile. Der erste wird aus der Perspektive der Mutter Ibi als Ich-Erzählerin wiedergegeben, die auch die Geschichte ihres Mannes im zweiten Teil übernimmt. Die beiden Teile umfassen die Zeitspanne von den 20er-Jahren bis in die Nachkriegszeit. Diese Zeit verbrachte die Familie in Transsilvanien/Siebenbürgen, das mal ungarisches, mal rumänisches Hoheitsgebiet war sowie in Budapest, wo die Familie die Schoah knapp überlebte. Die Großmutter Zseni aber kam auf einem der Todesmärsche nach Wien um.

Im zweiten Teil erzählt die Autorin ihre Geschichte als Angehörige der Zweiten Generation. Zunächst beschreibt sie den Zeitraum von 1948-1958 im Nachkriegs-Rumänien, dann die Auswanderung der Familie nach Israel, wo sie wirtschaftlich nicht Fuß fassen konnte. Ihre Not brachte sie zurück nach Europa – ausgerechnet nach Deutschland ...

AVIVA-Tipp Die Autorin, die unter dem Pseudonym Rodika Rosenbaum schreibt, macht deutlich, wie sehr die Schatten der Vergangenheit im Leben der Frauen der Ersten und Zweiten Generation auch heute noch allgegenwärtig sind. Ihre persönlichen Aufzeichnungen erzählen von einem Leben in verschiedenen Ländern und Kulturen, von Familie, von Flucht und Vertreibung, von Verlust und von Neubeginn. Rodika Rosenbaum teilt in "Nur niemals aufgeben. Die Geschichte einer jüdischen Familie" Buch ihre bittersten, aber auch ihre schönsten Erinnerungen. Ein sehr persönliches und äußerst wichtiges Buch.

Die Autorin Rodika Rosenbaum (ein Pseudonym) ist in Rumänien geboren.
Sie lebte von 1958-60 in Israel und emigrierte mit ihrer Familie nach Deutschland, wo sie Romanistik und Politik an der FU Berlin studierte und später als Studienrätin arbeitete.
Ab 2000 betrieb sie eine Praxis für systemische Psychotherapie und beschäftigte sich mit dem kreativen und biographischen Schreiben. 2022 veröffentlichte sie dieses Buch.

Rodika Rosenbaum
Nur niemals aufgeben. Die Geschichte einer jüdischen Familie

Erschienen in der Edition Pauer
Texterstellung und grafische Gestaltung: Christina Eretier
ISBN 978-3-947930-31-9
Kelkheim 2022
Softcover | 156 Seiten | Preis 12,80

Mehr zum Buch und Bestellung unter: www.editionpauer.com sowie Abbildungen auf Facebook: www.facebook.com/reel








Text: Rodika Rosenbaum, Sharon Adler


Literatur > Jüdisches Leben

Beitrag vom 13.01.2023

Sharon Adler